Camper Adventures

Schon im Winter überlegen wir uns meistens wo wir im Sommer hinreisen wollen. Die Auswahl war wie immer riesig, weswegen wir uns zunächst nicht so recht festlegen konnten. Dann kam Corona und wir entschieden uns dieses Jahr nur in umliegende Länder zu reisen und auf das Fliegen vorerst zu verzichten. Nach vielen Überlegungen einigten wir uns auf einen Campertrip. Bisher hatten wir immer nur in Zelten gecampt und dachten, dass es mit einem Campervan mal eine ganz neue und aufregende Erfahrung werden würde. Es sollte Ende Juni losgehen und wir taten uns mit Caravaning zusammen. Wir haben uns direkt verliebt als wir den Van das erste Mal gesehen haben! Die Einrichtung ist sehr gemütlich und der Platz ist perfekt aufgeteilt. Langsam fingen wir an für den Start ins Abenteuer alles zu packen und einzuräumen. Die Schränke füllten sich und die Aufregung wuchs. Und dann war es endlich soweit… Tag 1 unserer Reise war gekommen. Und das Wetter dafür war perfekt. Bei Rund 28°C machten wir uns auf den Weg Richtung Süden. Uns erwarteten knappe 6 Stunden Fahrt und 570km bis zu unserem ersten Ziel. Nach einigen Überlegungen haben wir uns für Slowenien und Südtirol entschieden, einfach weil es zwei wunderbare Länder sind, um sie mit dem Campervan zu erkunden. Anstatt den geplanten 6 waren es am Ende fast 8 Stunden bis wir in Kranjska Gora, eine kleine Gemeinde in der Oberkrain, ankamen. Dort hatten wir unseren ersten Campingplatz für die Nacht reserviert und hätten es nicht besser treffen können. Zwischen Bäumen eingehüllt stand unser Auto als hätte es niemals woanders gestanden und wir fühlten uns pudelwohl in diesem Alltag der nächsten 2,5 Wochen.

 

Nach unserer ersten absolut gemütlichen Nacht im Van sind wir aufgebrochen Richtung Bled. Wir hatten schon lange den Bleder See auf unserer Liste und wurden nicht enttäuscht! Unser Campingplatz war direkt davor und es gab alles was das Herz begehrt. Mit seiner Insel in der Mitte ist dieser See wirklich etwas Besonderes und ein echtes Highlight um schwimmen zu gehen. Wann hat man schon mal so eine Aussicht beim Baden? Ganz besonders gut hat uns auch das Bogenschießen gefallen, was direkt am Eingang des Campingplatzes angeboten wird. Es macht richtig viel Spaß und lohnt sich auf jeden Fall es mal auszuprobieren. Ein besonderer Tipp für eine wunderschöne Aussicht und einen Rundum-Blick über den See zur Insel hin wären auch noch die Aussichten Ojstrica und Mala Osojnica, die ihr über einen kurzen Wanderweg ca. 700m vom Campingplatz nach rechts gehend erreichen könnt.

 
 

Auf unserer weiteren Reise durch das schöne Slowenien ist auch Kanal ob Soci ein kleiner Geheimtipp. Die Gemeinde hat ein total italienisches Flair und die Brücke, die zwei Seiten der Gemeinde verbindet, ist ein bekannter Ort zum Fotografieren. Außerdem finden jedes Jahr dort Wettbewerbe im Brückenspringen statt. Würdet ihr euch das auch trauen? Wir waren direkt begeistert als wir dort angekommen sind, würden uns aber nie trauen runter zu springen. Stattdessen haben wir lieber erstmal eine kleine Abkühlung im klaren, aber doch eisig kaltem Wasser genossen.


Nach unserem Abstecher nach Slowenien haben wir uns langsam auf den Weg nach Südtirol gemacht. Dabei sind wir an zwei wunderschönen Seen in Italien vorbeigekommen. Einmal der Raibler See und einmal Laghi di Fusine. Der Raibler See hatz uns total an Kanada erinnert hat, weil um den ganzen See richtig viele Bäume standen. Es gibt auch eine kleine Insel in der Mitte (jedoch viel näher am Ufer und viel kleiner als am Bleder See) zu der man auf einer Seite über eine kleine Sandbank laufen kann. Es war dort perfekt, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Vor allem, weil sich die Besucher des Sees durch seine Größe so verteilen, dass es nirgens zu voll ist. Wir haben dort Eis essend den Nachmittag verbracht und unser neu entdecktes Camperleben so richig genossen.

Am Abend sind wir weiter zum Laghi di Fusine gefahren, der nur 30min vom Raibler See entfernt ist. Wir haben dort auf einem kleinen Parkplatz direkt am See geschlafen und konnten so am nächsten Morgen ein super leckeres Frühstück in einem wunderschönen Café mit Wahnsinnsaussicht auf den See genießen. Danach haben wir uns entschieden mal etwas zu entschleunigen und zwei Nächte anstatt nur eine an einem Ort zu verbringen. Dazu haben wir uns den Toblacher See ausgesucht, auf dem es super voll war, wir aber zum Glück noch einen Stellplatz bekommen haben. Durch die Windschutzscheibe konnten wir direkt auf den See schauen, was wirklich wunderschön war. Abends haben wir uns Lichterketten angemacht und die Atmosphäre des Campens so richtig gespürt. Auf unseren Klappstühlen gab es leckeren Lachs mit Kartoffeln und Spinat und wir hatten das Gefühls würden wir schon immer mit diesem Van unterwegs sein.

Als es Zeit war weiterzufahren, sind wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge vom Toblacher See abgefahren. Wir fanden die zwei Tage dort wirklich erholsam, wollten zeitgleich aber los um neue Orte zu entdecken. Der nächste See auf unserer Liste war der nahe gelegene Misurinasee. Es ist jedes Mal ein Traum dort zu sein und wir hatten diesmal ganz besonders viel Glück mit dem Licht. Es war einfach nur magisch wie der See bei Sonnenuntergang in ein violettes Licht getaucht wurde. Nach unserer Nacht dort wollten wir die Seen erstmal hinter uns lassen und sind hoch zu den drei Zinnen gefahren. Es wurde immer atemberaubender. Es ist eine ganz andere Erfahrung dort mit einem Camper hochzufahren statt nur mit einem PKW, weil man, auch während man sich drinnen aufhält, überall die gigantischen Berge der Dolomiten aus den Fenstern sieht. Beim Essen, vor dem Schlafen, beim Lesen, beim Reden… Wir sehen es wirklich als Geschenk an, solche Erfahrungen erleben zu dürfen. Am nächsten Morgen sind wir früh um 4 Uhr zu einer Wanderung aufgebrochen, um uns die drei Zinnen von nahem anschauen zu können. Während fast alle noch schliefen haben wir uns auf den Weg gemacht und wurden mit einem unvergesslichen Blick belohnt.

Nach diesem tollen Tag bei den drei Zinnen, ging es für uns weiter Richtung Cortina d’Ampezzo. Dort in der Nähe befinden sich die Cinque Torri- 5 nebeneinander stehende Türme, die vor allem bei Kletterern bekannt und beliebt sind. Nach einem leckeren Mittagessen im Restaurant „Bai de Dones“ (empfehlenswert und hat eine super nette Inhaberin!), welches direkt am Fuße der Gondel liegt, mit der man auf das Plateau zu den Cinque Torri hochfährt, haben wir unsere Rucksäcke gepackt und sind gegen frühen Nachmittag hochgefahren. Oben angekommen haben wir schon die ersten Bergsteiger sichten können, die sich an einem der 5 Türme probiert haben, während wir los sind, um die zahlreichen Wege zu erkunden, die von oben zu verschiedenen Seiten abgehen. Unter anderem gibt es einen geschichtlichen Pfad mit nachgebauten Schützenstellungen, der an die Kampfhandlungen während des Ersten Weltkriegs unterhalb der Cinque Torri zwischen Österreich und Italien erinnert. Wenn ihr da seid, nehmt euch unbedingt die Zeit dafür. Es war wirklich interessant! Nachdem wir tolle Bilder am Abend eingefangen hatten ging es zu Fuß wieder runter, denn die letzte Gondel fährt gegen 17 Uhr (bezieht das unbedingt in eure Planung mit ein)! Es gibt mehrere Wege runter, leider war der Weg, den wir gewählt haben ziemlich matschig und steil, sodass es eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat bis wir wieder unten waren.  

Am nächsten Tag ging es weiter zum Rollepass. Der Weg dorthin ging über wortwörtlich tausend Kurven. Es waren unheimlich viele über die ganzen 2 Stunden Weg. Mit dem Camper war es echt gar nicht so leicht jede noch so enge Kurve zu fahren. Zum Glück hatten wir nicht so viel Gegenverkehr, sodass wir mit dem Van auch mal ausholen konnten. Als wir angekommen sind war alles zugeparkt. Wir dachten wir sehen nicht richtig. Wir mussten sehr weit unten parken, um überhaupt ein Stellplatz zu bekommen. Das war der Wahnsinn! Also wenn ihr vorhabt zu Passo Rolle zu fahren, kommt besser früh als spät. Sonst müsst ihr hunderte Meter weit weg parken. Nach einem guten Mittagessen haben wir uns auf den Weg zur Hütte Baita Segantini gemacht. Als wir oben angekommen sind, hatten wir nur leider überhaupt keine Sicht mehr. Es war wirklich alles vernebelt. Man hat kaum fünf Meter weit gucken können. Schweren Herzens und ziemlich enttäuscht sind wir nach zwei Stunden wieder runter, weil es einfach nicht besser wurde. Den Abend haben wir an einem Waldrand mit Kartenspielen verbracht. Nach diesem Tag waren wir mehr als happy wieder zurück zu unserem Van zu kommen und den Tag nach der Enttäuschung wenigstens gut ausklingen zu lassen.

Als nächsten und vorletzten Stopp haben wir uns für die Seiser Alm entschieden. Die ist immer wieder ein Muss, wenn wir in Südtirol sind. Zum Übernachten haben wir uns für den Campingplatz Seiser Alm entschieden und waren begeistert von der Sauberkeit des Platzes. Unser Auto stand mit Blick auf den Langkofel und hat uns ein super Fotomotiv geliefert. Früh am nächsten Morgen haben wir die erste Gondel auf die Alm genommen und waren nach wenigen Sekunden wieder gefangen in der Schönheit da oben. Sobald man aus der Gondel aussteigt, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Es ist einfach nur magisch.

Für den Abschluss unserer Reise hatten wir uns zwei Tage im Villnößtal ausgesucht, ein etwa 24 km langes Tal in den Südtiroler Dolomiten und nur knappe 40 Minuten von Seis entfernt. Zum Schlafen entschieden wir uns für einen Bauernhof, der extra Stellplätze für Vans anbot. Das war wirklich die beste Entscheidung. Wir wurden direkt sehr herzlich willkommen geheißen und hatten dort alles was wir brauchten. Sogar Schinken haben sie dort verkauft! Von dort ging es für uns am ersten Tag zur berühmten Kirche St. Johann, die ganz alleine auf einer riesigen Wiese steht und dadurch ziemlich ehrfürchtig aussieht. Am nächsten Tag hatten wir uns eine letzte Wanderung zur Geisler Alm vorgenommen, wo wir verschwitzt aber glücklich oben ankamen und unseren letzten Sonnenuntergang in Südtirol genossen. Leider erwartete uns am nächsten Morgen schon wieder die Rückfahrt nach Deutschland, die wir so lange wie möglich rauszögern wollten. Aber alles Schöne geht irgendwann zuende und so haben wir uns am nächsten Tag auf den Weg gemacht.

Fazit: Wir würden jederzeit nochmal so einen Campervan mieten! Es ist wirklich ein ganz anderes Urlaubsgefühl als im Zelt, Hostel oder Hotel. Man ist unglaublich frei und flexibel. Kann an einem Ort bleiben so lange es einem gefällt und fahren, wenn man keine Lust mehr hat ohne auf Unterkünfte angewiesen zu sein. Das Leben im Van in sehr gemütlich und komfortabler als wir es uns zuerst vorgestellt haben. Auch das Fahren ist trotz der Größe dem Fahren mit Auto sehr ähnlich. Wir empfehlen jedem diese Erfahrung zumindest einmal im Leben gemacht zu haben. Ihr werdet es nicht bereuen!

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Unser erster Fotospot an diesem Abend war der wunderschöne Lake Jasna. Dort waren wir fast ganz alleine, haben die Stille genossen, sind um den See gelaufen und haben uns die gute Luft um die Nase wehen lassen. Wenn man in dieser Gegend ist, ist der See auf jeden Fall ein Muss. Direkt vor Ort kann man sich auch ein Stand-Up Paddle leihen. Fanden wir eine super Sache, gerade auf so einem ruhigen Wasser!

Tobias Thomann